Fast jede dritte Familie in Deutschland hat eine Einwanderungsgeschichte. 80 Prozent der im Ausland Geborenen geben an, sich zu Deutschland zugehörig zu fühlen. Sie weisen eine hohe Lebenszufriedenheit auf, die mit der von hier geborenen Menschen vergleichbar ist. Dies kann als subjektiv gelungene Integration gelesen werden. Statistisch gesehen unterscheiden sich Familien nicht-deutscher Herkunft jedoch deutlich in ihrer sozio-ökonomischer Lage. Unter anderem sind die Erwerbsmuster insbesondere der zugewanderten Mütter verschieden.
Hälfte der Mütter mit Einwanderungsgeschichte möchte arbeiten
Mütter mit Einwanderungsgeschichte bereichern den deutschen Arbeitsmarkt. Doch trotz hoher Erwerbsmotivation sind viele von ihnen nicht erwerbstätig - Familienpflichten, fehlende berufliche Perspektiven oder der richtige Einstieg in den Beruf werden als Hürden gesehen. Dabei steht der Großteil von ihnen mitten im Leben: Sie sind zwischen 30 und 49 Jahre alt und leben zumeist mit einem oder zwei minderjährigen Kindern im Haushalt.
Besonders hoch ist die Nichterwerbstätigenquote bei selbst zugewanderten Müttern mit Kindern unter 18 Jahren. Nur 54 Prozent (rund 1,1 Millionen) dieser Mütter sind erwerbstätig - im Gegensatz zu 78 Prozent der Mütter deutscher Herkunft und zu 71 Prozent der Mütter der zweiten Einwanderungsgeneration.
Dabei ist ein Großteil gut qualifiziert. So verfügen viele der nicht erwerbstätigen Mütter mit eigener Einwanderungsgeschichte über einen beruflichen (29,2 Prozent) oder akademischen (22,2 Prozent) Abschluss. Die Hälfte von ihnen möchte arbeiten. Der Berufseinstieg erfolgt jedoch häufig später als bei den männlichen Personen dieser Gruppe.
Berufstätigkeit der Mütter stärkt die Integration
Migration und Integration sind Familienangelegenheit: Vielfach reisen Partnerinnen und Partner von Zugewanderten mit ein oder ziehen nach. Partnerschaftlicher Familiennachzug ist ein Hauptmotiv für Zuwanderung nach Deutschland - 51 Prozent der Eltern mit eigener Einwanderungsgeschichte sind aus familiären Gründen (Familiengründung oder Familienzusammenführung) nach Deutschland gezogen, unter ihnen mehrheitlich Mütter.
Die Integration der Familie wird vor allem durch die Mutter gewährleistet, die unter anderem die täglichen Wege der Kinder begleitet. Ihre frühe soziale, gesellschaftliche und berufliche Integration erweist sich als Schlüssel für die Integration der Familien.
Bundesprogramm förderte den beruflichen Einstieg und Angebotsentwicklung
Mit einer nachhaltigen Familienpolitik will das Bundesfamilienministerium die Familien in Deutschland in ihrer wirtschaftlichen Stabilität unterstützen. Eigenständige Erwerbsperspektiven beider Elternteile tragen dazu entscheidend bei. Wie die Erwerbstätigkeit von Müttern mit (eigener) Einwanderungsgeschichte gefördert werden kann, wurde im ESF-Bundesprogramm "Stark im Beruf – Familien mit Migrationshintergrund steigen ein" von 2015 bis 2022 erprobt.
Dabei boten 115 "Stark im Beruf"-Kontaktstellen den Mehrwert, der einzelnen Frauen und in vielen Einzelmaßnahmen oft fehlt: Sie hatten den Überblick über Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten, über den regionalen Arbeitsmarkt und über Wege für den Jobeinstieg. Darüber hinaus verbanden sie niedrigschwellige und alltagsorientierte Sprachbildung mit sozialer Integration der Teilnehmerinnen und einem geschützten Umfeld in einer Kombination aus Coaching und Kursen.
"Stark im Beruf" ergänzte die Regelangebote insbesondere der Jobcenter und Arbeitsagenturen. Es wurden wichtige Erkenntnisse gewonnen und geteilt, wie Arbeitsmarktakteurinnen und -akteure die Erwerbstätigkeit von zugewanderten Müttern systematisch fördern können.
So funktionierte das Bundesprogramm "Stark im Beruf"
Ein Animationsfilm zeigt, wie das nicht-curriculare Programm erwerbswillige Mütter in Arbeit und Qualifizierung vermittelt hat.
Instrumentenkoffer zur Arbeitsmarktintegration
Was braucht es, um Mütter mit Migrationshintergrund erfolgreich in Erwerbstätigkeit zu integrieren? Welchen Unterstützungsbedarf hat die Zielgruppe und welche Angebote wirken effektiv? Die erfolgreichen Ansätze sowie der Wissens- und Erfahrungsschatz zur zielgruppengerechten Arbeitsmarktintegration wurden in einem Instrumentenkoffer gebündelt und online zum kostenlosen Download zur Verfügung gestellt.
Strukturelle Unterstützungsangebote für zugewanderte Frauen
Ausländische Fachkräfte kommen in vielen Fällen nicht allein nach Deutschland, sondern in Begleitung ihrer Familie. Der Berufseinstieg ist für mitreisende Partnerinnen und Partner mit vielen Fragen verbunden. Der Monitor Familienforschung "Fachkräfte im Inland gewinnen - Erwerbspotenziale aus dem Familiennachzug" zeigt auf, welche Erwerbspotenziale bei mitreisenden Partnerinnen und Partnern bestehen und wie diese erschlossen werden können.
Deutschland verfügt bereits über Förder- und Unterstützungsstrukturen, die Frauen und Mütter mit Migrationshintergrund auf ihrem Weg in die Erwerbstätigkeit nutzen können. Eine im Rahmen des Bundesprogramms erstellte Strukturgrafik zeigt, welche Organisationen die Orientierung in Alltag und Beruf unterstützen.
Studie untersucht Potenziale von Müttern mit Migrationshintergrund
Um herauszufinden, welche Potenziale Mütter mit Migrationshintergrund aus Unternehmenssicht für eine bestimmte Stelle mitbringen und wie sich Chancen und Herausforderungen bei einer Beschäftigung tatsächlich zueinander verhalten, hat das Bundesfamilienministerium Prof. Dr. Dr. Helmut Schneider von der Steinbeis-Hochschule-Berlin und Dr. Frederik Ferié von der Universität Münster mit einer Studie beauftragt. In dieser Studie wurde die Beschäftigung verschiedener prototypischer Mütter mit Migrationshintergrund in den Branchen Pflege, Handel, Gastronomie und Hotellerie aus betriebswirtschaftlicher Sicht untersucht. Ziel der Studie ist es, Personalverantwortlichen belastbare Informationen über betriebswirtschaftliche Kosten und Nutzen an die Hand zu geben, um Einstellungsentscheidungen besser treffen zu können.