Am 31. August hat der öffentliche Fachtag "Frauenbeauftragte in Einrichtungen: Wir sind auf dem Weg!" in Berlin stattgefunden. Er gab das Startsignal auf dem Weg zu einer flächendeckenden Einführung von Frauenbeauftragten in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen.
Frauenbeauftragte tragen wirkungsvoll zur Gewaltprävention in Einrichtungen der Behindertenhilfe bei. Sie stärken die betroffenen Frauen und sind Ansprechpartnerinnen auf Augenhöhe. Schon vor mehr als zwölf Jahren haben Frauen mit Lernschwierigkeiten deshalb Frauenbeauftragte für ihre Einrichtungen gefordert. Inzwischen ist aus dieser Idee, die das Bundesfrauenministerium gemeinsam mit dem Verein Weibernetz e.V. vorangetrieben hat, ein Erfolgsmodell geworden.
Starke Netzwerke schaffen
"Um etwas zu erreichen, braucht es Netzwerke. Eine Stimme wird oft überhört. Wenn aber ganz viele laut und deutlich zusammen die gleiche gute Sache vertreten, dann kann man sie nicht überhören", betonte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfrauenministerium, Elke Ferner, bei der Eröffnung der Fachtagung, die in Leichter Sprache und mit Gebärdensprachdolmetschung der Reden durchgeführt wurde. "Um das neue Netzwerk stark zu machen, brauchen wir das Expertinnenwissen der Frauenbeauftragten!"
Dies soll durch ein neues Projekt "Errichtung eines Bundes-Netzwerks für Frauenbeauftragte in Einrichtungen" erreicht werden, das am 1. Oktober 2016 startet. Das vom Bundesfrauenministerium geförderte dreijährige Projekt führt der Verein Weibernetz durch.
Mehr als 70 neue Frauenbeauftragte ausgebildet
Aufbauend auf den Ergebnissen des Pilotprojektes "Frauenbeauftragte in Wohnheimen und Werkstätten für behinderte Menschen" fördert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unter finanzieller Beteiligung von insgesamt zehn Bundesländern derzeit bereits ein Projekt zur Ausbildung von Trainerinnen für Frauenbeauftragte in Einrichtungen. Mit dem Projekt "Frauenbeauftragte in Einrichtungen. Eine Idee macht Schule!", das am 30. September 2016 endet, wurde die Idee der Frauenbeauftragten in Einrichtungen der Behindertenhilfe in die Fläche getragen. Es wurden Trainerinnen ausgebildet, die jetzt als Multiplikatorinnen in ihren jeweiligen Bundesländern wirken und dort Frauenbeauftragte ausbilden. Zum Abschluss des Projektes können mehr als 70 neue Frauenbeauftragte bundesweit ihre Arbeit aufnehmen. Beide Projekte wurden durch den Verein Weibernetz e. V. durchgeführt.
Dies sind wichtige Grundlagen für die bevorstehende gesetzliche Festschreibung der institutionalisierten Einrichtung von Frauenbeauftragten - die Werkstättenmitwirkungs-Verordnung wird novelliert. Voraussichtlich ab 2017 sind Frauenbeauftragte in allen Werkstätten für behinderte Menschen dann verbindlich.
Es besteht aber nach wie vor enormer Handlungsbedarf. Deshalb soll in den kommenden Jahren der flächendeckende Ausbau von Frauenbeauftragten in Einrichtungen weiter vorangetrieben und die Arbeit der bereits amtierenden Frauenbeauftragten unterstützt werden.