Soziale Berufe sind für Jugendliche grundsätzlich attraktiv. Knapp ein Viertel kann sich vorstellen, in der Kindertagesbetreuung (24 Prozent) beziehungsweise Pflege (21 Prozent) zu arbeiten. Beide Berufe werden als anspruchsvoll und abwechslungsreich betrachtet. Die wichtigsten Kriterien der Jugendlichen für die Berufswahl werden allerdings nur teilweise erfüllt: Sie bewerten die Weiterentwicklungs- und Karrierechancen kritisch und nehmen das Gehalt als zu gering wahr. Das sind die Ergebnisse der repräsentativen Jugendbefragung "Kindertagesbetreuung und Pflege - attraktive Berufe?". Die Zahlen wurden im Auftrag des Bundesjugendministeriums vom Sinus-Institut erhoben. Bundesjugendministerin Dr. Franziska Giffey hat die Ergebnisse am 7. Juli gemeinsam mit Dr. Silke Borgstedt, Director Research & Consulting am Sinus-Institut, in Berlin vorgestellt
Bundesjugendministerin Dr. Franziska Giffey:
"Wir brauchen dringend Nachwuchskräfte für die Pflege und die Frühe Bildung. Gerade die vergangenen Monate haben uns gezeigt, dass Pflegefachkräfte und Erzieherinnen und Erzieher für unsere Gesellschaft doppelt systemrelevant sind: Sie leisten nicht nur hochqualifizierte Arbeit, sondern sichern zusätzlich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Millionen Mütter, Väter und Angehörige. Wir sind bei der Aufwertung dieser Berufe wichtige Schritte vorwärtsgekommen. Potenziale für die Berufswahl liegen vor allem auch bei Jugendlichen mit Abitur und jungen Männern.
Die Ausbildungsbedingungen haben sich deutlich verbessert und ich freue mich über das verbreitete Interesse der Jugendlichen. Die Studie zeigt aber auch: Wichtige Hebel, um die Jugendlichen für einen Berufseinstieg zu gewinnen, sind mehr Gehalt, bessere Arbeitsbedingungen und Aufstiegsmöglichkeiten. Hier wollen wir mit Ländern und Tarifpartnern weiter vorankommen."
Dr. Silke Borgstedt:
"Die eigene berufliche Zukunft betrachten Jugendliche als ungewiss und voller Herausforderungen - auch angesichts aktueller Krisen. Indem Berufe im Bereich Gesundheit und Soziales nun prominenter im öffentlichen Rampenlicht stehen, verschiebt sich das Bewertungsraster von Berufsfeldern, das heißt die Einschätzung, welche Berufsgruppen in der Gesellschaft hohe Anerkennung genießen. Durch die damit verbundene gestiegene Wertschätzung sozialer Berufe und ihrer Repräsentantinnen und Repräsentanten geraten sie auch stärker in das Blickfeld von Jugendlichen, die sich bislang weniger mit diesem Feld auseinandergesetzt haben. Hieraus ergeben sich neue Potenziale - sofern entsprechende Voraussetzungen künftig erfüllt werden."
Interesse der Jugendlichen weiter erhöhen
Knapp ein Viertel der befragten Jugendlichen kann sich vorstellen, in der Kindertagesbetreuung (24 Prozent) und Pflege (21 Prozent) zu arbeiten. Davon ist jeweils eine Kernzielgruppe (sechs Prozent Kita und vier Prozent Pflege) sehr interessiert und kann als bereits erreicht charakterisiert werden. Die weiteren 18 Prozent (Kita) beziehungsweise 17 Prozent (Pflege) sind als Potenzialzielgruppe grundsätzlich interessiert, müssen aber noch stärker aktiviert werden. Weitere 26 Prozent (Kita) beziehungsweise 20 Prozent (Pflege) sind aktuell nicht an einer Tätigkeit in einem dieser Berufe interessiert, aber am Berufsfeld insgesamt in den Bereichen Soziales/Pädagogik beziehungsweise Gesundheit/Pflege.