Bundesjugendministerin Dr. Franziska Giffey hat am 7. Mai auf dem Fachtag "Kinder und Jugendliche mit Pflegeverantwortung" in Berlin das Unterstützungsprojekt "Pausentaste" vorgestellt.
Wenn der Vater an Krebs erkrankt, wenn die kleine Schwester plötzlich einen Rollstuhl braucht und nachts künstlich beatmet werden muss oder wenn die Oma auf einmal nicht mehr für sich selbst sorgen kann - dann übernehmen Kinder und Jugendliche oft Aufgaben, die schon für erwachsene Angehörige sehr belastend sind. Die Situation dieser jungen Menschen war Thema des Fachtags in Berlin.
Dr. Franziska Giffey:
"Für über 230.000 Kinder und Jugendliche ist es Realität, dass sie Familienangehörige pflegen, beim Essen helfen, den Haushalt schmeißen, sich um jüngere Geschwister kümmern. Diese jungen Menschen verdienen unseren Respekt, aber sie brauchen auch unsere Hilfe. Denn oft fällt ihnen einfach die Decke auf den Kopf. Sie fühlen sich allein gelassen und wissen nicht, mit wem sie reden können. Das Projekt 'Pausentaste' hilft direkt: Anrufen, mailen - da gibt es jemanden, der zuhört. Und darüber reden, das hilft."
Bundesweites Beratungsangebot
Mit dem Projekt "Pausentaste - Wer anderen hilft, braucht manchmal selber Hilfe" soll pflegenden Kindern und Jugendlichen ein bundesweites Beratungsangebot zur Verfügung gestellt werden. Ziel ist es, Überlastungen abzubauen und einer Isolation der Betroffenen entgegenzuwirken. Nach einer Befragung des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) versorgen und pflegen rund 230.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland substanziell und regelmäßig Angehörige. Oft machen sie sich große Sorgen um ihre hilfe- und pflegebedürftigen Angehörigen. Sie haben meistens neben Schule und Pflege nur wenig Freizeit, sind körperlich belastet und haben niemanden, um über ihre Situation zu reden.
"Pausentaste" hilft jungen Pflegenden dabei, Pausen einzulegen, zu reflektieren, Hilfsangebote wahrzunehmen oder über die eigene Situation zu sprechen - auch anonym. Die Pausentaste richtet sich aber nicht nur an pflegende Kinder und Jugendliche. Mit dem Projekt sollen auch Lehrerinnen und Lehrer, ambulante Pflegedienste, Sozialdienste an Schulen und Kliniken sowie Jugendorganisationen und die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam gemacht werden.
Beratung per Telefon, E-Mail und Internetseite
Das Projekt besteht im Wesentlichen aus der Internetseite www.pausentaste.de, einer Telefon-Hotline und einer E-Mail-Beratung. Die Internetseite bietet Erfahrungsberichte, Interviews, Videos und Hinweise auf Beratungsangebote vor Ort. Auch Informationen zu Erkrankungen und Leseempfehlungen werden zur Verfügung gestellt, alles optimiert für mobile Endgeräte. Demnächst geht auch ein Chat an den Start.
Die "Nummer gegen Kummer" übernimmt die Telefon- und E-Mail-Beratung für ratsuchende, pflegende Kinder und Jugendliche. Unter der Nummer 116 111 ist die Beratung kostenlos und anonym erreichbar. Wer nicht am Telefon über seine Sorgen sprechen möchte, kann rund um die Uhr die E-Mail-Beratung nutzen.
Die speziell ausgebildeten, ehrenamtlich tätigen Beraterinnen und Berater des Kinder- und Jugendtelefons der "Nummer gegen Kummer" unterstützen im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe. Die Hotline ist von Montag bis Samstag jeweils von 14 bis 20 Uhr erreichbar. An Samstagen gibt es zudem eine "Peer-to-Peer"–Beratung durch ehrenamtliche Beraterinnen und Berater im Alter von 16 bis 21 Jahren.
Netzwerk aus Initiativen
Im Juli 2017 hat das Bundesfamilienministerium zudem ein Netzwerk zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit Pflegeverantwortung ins Leben gerufen. Bisher nehmen 20 Initiativen teil. Dem Netzwerk gehören verschiedene Hilfetelefone und Interessenvertretungen pflegender Angehöriger an.