In der Corona-Pandemie erleben so viele Menschen wie nie zuvor, wie systemrelevant soziale Berufe für unsere Gesellschaft und Wirtschaft sind. Wir brauchen die Menschen in sozialen Berufen und ihre hohe Leistungsbereitschaft dringender denn je, und sie brauchen uns: Politik, Tarifpartnerinnen und -partner und viele andere, die ihre Arbeit wertschätzen. In der Pandemie treten Personalengpässe noch deutlicher zutage, und wir werden auf absehbare Zeit noch mehr Menschen brauchen, die soziale Berufe ergreifen. Das Bundesfamilienministerium widmet sich daher gezielt der Aufwertung sozialer Berufe. In der 19. Legislaturperiode hat es viele Initiativen angestoßen und mit zahlreichen Partnerinnen und Partnern umgesetzt, um Verbesserungen zu bewirken und Weichen für die Fachkräftesicherung zu stellen.
Soziale Berufe sind vielfältig. Zu unterscheiden sind insbesondere Berufe der frühen Bildung (wie Erzieherberufe), des Gesundheitswesens (wie Pflegeberufe) und soziale Berufe im engeren Sinn (wie die Heilerziehungspflege) - so unterscheidet sie inzwischen auch der Berufsbildungsbericht. Auch darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Berufen im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen, die wichtige soziale Funktionen erfüllen.
Soziale Berufe stärken
Soziale Berufe müssen unter ganz anderen finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen funktionieren als Berufe in der Wirtschaft. Sie ordnen sich zwischen den klassischen dualen Berufen einerseits und den akademischen hochschulischen Ausbildungen andererseits ein. Während die Heilberufe bundesrechtlich geregelt werden, sind für die pädagogischen Berufe die Länder zuständig. Die Ausbildungen werden an Schulen des Gesundheitswesens, an Berufsfachschulen und Fachschulen durchgeführt.
Soziale Berufe sind für viele Jugendliche attraktiv, wie die steigenden Zahlen der Auszubildenden und Befragungen zeigen. Für die Berufswahl und für die Bindung der Fachkräfte kommt es auf attraktive Ein- und Aufstiegsmöglichkeiten an - mit Ausbildungsvergütungen und Schulgeldfreiheit - wie für die Pflegeberufe bereits eingeführt - und lohnenden, gut sichtbaren beruflichen Entwicklungswegen, die auch Statuserwartungen erfüllen können. Die Wertschätzung der Berufe beginnt mit einer anspruchsvollen, vergüteten, fachlich kompetent begleiteten Ausbildung ab dem ersten Tag. Sie setzt sich fort mit guten Karrierewegen und einem selbstbewussten Professionsverständnis.
Interesse an sozialen Berufen steigt
In den letzten Jahren haben Bundesgesetze, Initiativen von Bund und Ländern und gute Tarifabschlüsse soziale Berufe erheblich aufgewertet. Das Bundesfamilienministerium hat vor allem dazu beigetragen, den Einstieg in die Pflege- und Erzieherberufe zu erleichtern, ihre Fachlichkeit zu stärken und Impulse für Karrierewege zu setzen. Die Pandemie macht die Bedeutung der Pflege- und Erzieherberufe sichtbar - in doppelter Weise sind sie systemrelevant. Sie sichern nicht nur die Gesundheitsversorgung von rund vier Millionen pflegebedürftigen Menschen und die frühe Bildung von 3,75 Millionen Kindern, sondern zugleich die Erwerbstätigkeit von Millionen von Angehörigen und Eltern. Die öffentliche Wertschätzung und das Interesse an sozialen Berufen steigen - eine gute Ausgangslage für weitere, notwendige Verbesserungen.
Für die Pflegeberufe gibt es mit dem neuen Pflegeberufegesetz seit 2020 eine bundesweite generalistische, angemessen vergütete Pflegeausbildung, die erfolgreich angelaufen ist. Mit der Konzertierten Aktion Pflege werden neue Meilensteine für die Zukunft der Pflege gesetzt. Die Erzieherausbildung wird inzwischen in allen Bundesländern als sozialversicherungspflichtig vergütete Ausbildung angeboten, und mit dem Gute-Kita-Gesetz und dem Bundesprogramm "Fachkräfteoffensive Erzieherinnen und Erzieher" werden insgesamt 580 Millionen Euro in die Fachkräfte investiert. Auch berufliche Entwicklungs- und Aufstiegswege gilt es zu verbessern, denn sie schaffen Perspektiven für Interessentinnen und Interessenten und für Fachkräfte. Sie machen die Berufe attraktiv. Diese Aufwertung findet im Berufsfeld der Pflege durch zusätzliche Einsatz- und Aufstiegsmöglichkeiten, die neue Pflegeausbildung an einer Hochschule und die erstmalige Regelung von Vorbehaltsaufgaben (Aufgaben, die aufgrund der erforderlichen Qualifikation nur von Pflegefachkräften übernommen werden dürfen) statt. Für die Erzieherberufe hat der Aufstiegsbonus im Bundesprogramm neue Maßstäbe gesetzt; nun geht es darum, neue Karrierewege in wichtigen Zukunftsfeldern zu eröffnen.