Ich befürchte, dass mein Kind Opfer einer Cybermobbing-Attacke wurde. Wie kann ich mir Klarheit verschaffen und mein Kind unterstützen?
Leider wenden sich Jugendliche bei Online-Problemen viel zu selten an ihre Eltern - wahrscheinlich, weil sie deren Unverständnis fürchten, Angst vor einem Internetverbot haben oder weil ihnen die Verunglimpfungen und Beleidigungen peinlich sind.
Deshalb gilt für Eltern als erste Regel: Interesse zeigen! Eltern sollten sich so gut wie möglich darüber informieren, was ihre Kinder im Internet unternehmen, auf welchen Seiten sie surfen und mit wem sie kommunizieren. Bei Problemen sollten sie sich als Ansprechpartner anbieten und ihrem Kind ohne Schuldzuweisungen dabei helfen, sich gegen Mobbing zu wehren.
Was ist zu tun, um gegen eine Attacke vorzugehen?
Grundsätzlich gelten in Kommunikationsdiensten des Internet die gleichen gesetzlichen Regelungen wie im "realen Leben": Massive Beleidigungen, Bedrohungen und Belästigungen sind strafbar, ebenso wie die Verletzung der Persönlichkeitsrechte durch die unerlaubte Veröffentlichung von Fotos oder Filmen. Es gibt Möglichkeiten, gegen die Attacken vorzugehen, allerdings ist hier schnelles Handeln gefragt, bevor sich Gerüchte oder diffamierende Fotos und Videos weiter verbreiten können.
Was Sie konkret tun können:
- Dokumentieren Sie den Vorfall.
Notieren Sie sich alle Informationen über die Täter und die Plattform, über die das Mobbing stattfindet. Machen Sie Screenshots von beleidigenden Einträgen und speichern Sie Mails und Nachrichten mit diffamierenden Inhalten. - Wenden Sie sich an den Betreiber.
Informieren Sie den Betreiber der Plattform, über die Ihr Kind gemobbt wurde, über die Vorfälle. Liefern Sie ihm dabei so viele Details wie möglich. Der Betreiber ist dazu verpflichtet, die Verunglimpfungen aus seinem Angebot zu löschen. Mit dem Inkrafttreten des Netzwerkdurchsetzungsgesetztes (NetzDG) zum 1. Januar 2018 wurden die Betreiber sozialer Netzwerke wie Facebook und YouTube zudem verpflichtet, Beiträge ihrer Nutzer besser und regelmäßiger zu kontrollieren und bei Verstößen gegen gesetzliche Bestimmungen zügig zu reagieren, indem sie Inhalte entfernen oder Nutzer sperren. Sollte der Betreiber dennoch nichts entsprechendes tun, oder sollten Sie hier in einer anderen Form Hilfe benötigen, können Sie sich an eine Beschwerdehotline wie zum Beispiel www.jugendschutz.net wenden. - Suchen Sie das Gespräch.
Ein Großteil der Cybermobbing-Vorfälle hat seine Wurzeln im Alltag der Jugendlichen - deshalb sind die Täterinnen und Täter der Attacken häufig bekannt, selbst wenn diese anonym agieren. Ist das der Fall, können Sie das Gespräch mit deren Eltern suchen oder auch mit der Schule. Wird das Mobbing erst einmal thematisiert, hören die Attacken oftmals schon auf. - Erstatten Sie Anzeige.
In Fällen von massiven Beleidigungen und Drohungen und groben Persönlichkeitsrechtsverletzungen ist eine Strafanzeige gegen den oder die Täter möglich. Dabei ist es wichtig, dass Sie die Vorfälle zuvor so gut wie möglich dokumentiert und an die Polizei weitergegeben haben.
Wie können sich Jugendliche selbst schützen?
Kinder und Jugendliche können das Risiko, zum Opfer einer Mobbingattacke zu werden senken, indem sie online immer vorsichtig mit ihren persönlichen Daten und Fotos umgehen. Unabhängig vom Internet sollten Jugendliche auch darauf achten, dass sie sich nicht heimlich fotografieren oder filmen lassen - wenn zum Beispiel auf einer Party Fotos geschossen werden, sollten sie die Fotografierenden fragen, was mit den Bildern geschieht und darum bitten, die von ihnen gemachten nicht im Internet zu veröffentlichen.
Daneben ist es ratsam, sich auf Kommunikationsplattformen nicht auf Streitereien einzulassen und sich nicht provozieren zu lassen. Keinesfalls sollte man mitmachen, wenn Leute aus der Clique einen anderen gezielt fertigmachen wollen. Wirkliche Courage ist, sich offen gegen jede Form des Mobbings auszusprechen und Opfer im Bekanntenkreis dabei zu unterstützen, sich gegen die Attacken zu wehren.
Tipps für Kinder und Jugendliche:
- Verrate nicht zu viel über Dich!
Wohnort, Schule, Handynummer und Passwort sollten auf jeden Fall Dein Geheimnis bleiben und nicht im Internet einsehbar sein. - Denk nach, bevor Du etwas im Internet veröffentlichst!
Was einmal im Internet steht, ist nicht mehr so leicht zu entfernen. Wenn Du ein Foto von Dir einstellst, wähle eins aus, auf dem Du nicht eindeutig zu erkennen bist. Willst Du ein Foto von Freunden einstellen, bitte sie erst um Erlaubnis. - Bleib misstrauisch!
Nimm nicht jeden gleich in Deine Freundesliste auf. Andere Community-Mitglieder erzählen nicht immer die Wahrheit über sich. - Gib Mobbing keine Chance!
Lass Dich nicht auf Online-Streitigkeiten ein und mach nicht mit, wenn andere jemanden übers Internet fertigmachen wollen. Wenn Du eine Mobbing-Attacke beobachtest, dann hilf dem Opfer, indem Du einen Erwachsenen informierst. - Hol dir Hilfe!
Wenn Dir selbst einmal online etwas Unangenehmes passiert, dann suche Dir einen erwachsenen Ansprechpartner, der Dich unterstützen kann - und wehre Dich.
Links zu diesem Thema:
- Hintergrundinformationen, rechtliche Hinweise und Tipps der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes
- Hintergrundinformationen und Tipps für Jugendliche, speziell für Mädchen, bei LizzyNet
- "No Hate Speech"-Kampagne des Europarates zur Bekämpfung von Hass im Netz, die in Deutschland durch das Bundesfamilienministerium unterstützt wird
- Initiative #NichtEgal für Toleranz und Respekt unter Schirmherrschaft von Bundesjugendministerin Dr. Franziska Giffey, die sich für eine respektvolle Debattenkultur im Alltag und im Netz und einen fairen Umgang im Meinungsaustausch untereinander einsetzt
- Präventions- und Interventionsprogramm der "Mobbing stoppen! Kinder stärken!" der Stiftung gegen Mobbing und Cybermobbing