Frauen und Männer stehen in der Gleichstellungspolitik nicht in Konkurrenz zueinander - ihre Perspektiven müssen vielmehr zusammen gedacht werden, damit partnerschaftliche Gleichstellung gelingt und nachhaltig gelebt werden kann. Deshalb setzt das Bundesgleichstellungsministerium eine Gleichstellungspolitik um, die auch die Perspektiven von Jungen, Männern und Vätern sieht. Es bringt sie in einen guten Einklang mit den Sichtweisen und Bedürfnissen von Mädchen, Frauen und Müttern. Das Bundesgleichstellungsministerium arbeitet zu diesem Thema mit den Bundesländern in einem regelmäßig stattfindenden Fachaustausch zusammen, engagiert sich aber auch international. 2012 fand eine erste internationale Männerkonferenz in Berlin statt. Seitdem organisiert alle zwei Jahre ein Land die Konferenz in ihrer Hauptstadt. Nach Berlin folgten Wien, Luxemburg, Stockholm und 2020 Tallinn.
"Männer stärker in die Gleichstellung - Vernetzung, Beratung, Ansprache und Unterstützung"
Das Bundesforum Männer hat das Ziel, Männer gleichstellungspolitisch anzusprechen. Damit sollen sie auch die politischen Anliegen von Frauen solidarisch unterstützen. Denn Gleichstellung kann nur gelingen, wenn sich beide Geschlechter gemeinsam dafür engagieren. Männer gewinnen durch Gleichstellung eigene Handlungsmöglichkeiten fern traditioneller Rollenzuschreibungen. Viele handeln bereits entsprechend, aber viele Männer haben nur eine vage Vorstellung davon, was partnerschaftliche Gleichstellung bedeutet.
Das Projekt "Männer stärker in die Gleichstellungspolitik - Vernetzung, Beratung, Ansprache und Unterstützung" hat zwei Schwerpunkte. Männerberatung soll im politischen und gesellschaftlichen Umfeld wahrgenommen und anerkannt werden. Hierzu werden Qualitätsstandards entwickelt und gestärkt, Kompetenzen und Informationen sollen der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das Männerberatungsnetz, das Jungen und Männer bei der Suche nach Beratung und Unterstützung hilft, wird ständig weiterentwickelt.
Männerberatung hilft Männern in vielfältigen Lebens- und Krisensituationen oder bei Fragen zu Themen wie Gesundheit, Arbeit, Vaterschaft, sexuelle Orientierung, Trennung und Scheidung sowie Gewalt.
Neue Herausforderungen für Männer
Viele Männer sehen ihre Rolle in ihrer Familie heute anders als noch ihre Väter und Großväter. Sie streben eine alltagsnahe, gestaltende Vaterschaft an und engagieren sich verstärkt partnerschaftlich organisiert zu Hause. Gleichzeitig behalten sie aber ihre Pflichten in der Erwerbsarbeit nahezu unverändert bei, so dass heute auch viele Männer vor dem Problem der Vereinbarkeit stehen. Neben diesem internen Konflikt leisten - wie auch bei Frauen - externe Akzeptanzprobleme neuer Lebensmodelle sowie altmodische Rahmenbedingungen einen Beitrag zur mangelnden Balance zwischen Familie, Beruf und eigener Entfaltung.
Das Bundesfamilienministerium will daher Familien, Männern und der großen Vielfalt ihrer Lebenslagen gerecht werden.
"Weiterbildung: Multiplikatoren für männerfokussierte Beratung"
Die Anforderungen an Jungen und Männer sind vielfältig und komplex. Während Frauen weniger Hemmungen haben, sich mit anderen über ihre Sorgen und Nöte auszutauschen, tun sich Männer oft schwer, bei Problemen oder Krisen Hilfe zu suchen.
Das Weiterbildungsprojekt des SKM Bundesverband e.V. richtet sich daher an männliche Fachkräfte aus Feldern der Sozialen Arbeit, der Pädagogik, der Psychologie und Sozialwissenschaft, die über Berufserfahrung in einem Arbeitsfeld mit Männern verfügen. Durch ein geschlechtsspezifisches Beratungsangebot sollen Männer bei ihren Problemen so gezielt unterstützt werden.
Die männerfokussierten Beratungen sollen sich perspektivisch zu einem auf männerspezifische Beratungsbedarfe zugeschnittenen Fortbildungsmodell entwickeln. Um die Beratungsangebote flächendeckend auszuweiten, werden aus möglichst vielen Bundesländern und Regionen Deutschlands interessierte Kooperationspartner gewonnen. Ziel ist es, über die Projektdauer hinaus ein großes Beratungsnetzwerk auszubauen.
Bundesweite Fach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz
Die Bundesweite Fach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BFKM) soll Politik und (Fach-)Öffentlichkeit für das Thema Gewaltbetroffenheit von Männern sensibilisieren.
Die Männerschutzeinrichtungen in Deutschland haben eine hohe durchschnittliche Auslastung, teilweise gibt es Wartelisten. Von häuslicher und Partnerschaftsgewalt betroffene Männer kommen aus allen sozialen Schichten der Bevölkerung. Und diese Männer sind oft auch Väter, die sich um die Gesundheit ihrer Kinder sorgen.
Die BFKM berät und unterstützt Interessierte beim Auf- und Ausbau von Männerschutzprojekten in Deutschland. So soll ein bundesweites Netzwerk von Männerschutzeinrichtungen entstehen. Neben Fachberatung und Coaching werden Qualitätsstandards für Männerschutzeinrichtungen entwickelt. Das beinhaltet auch eine anonymisierte Fallerfassung und ein abgestimmtes Vorgehen bei der Vermittlung von Hochrisikofällen. Die BFKM ist ein Projekt der Landesarbeitsgemeinschaft Jungen- und Männerarbeit Sachsen e.V. (LAG juma e.V.).
Weitergehende Hilfsangebote - wie beispielsweise Notrufeinrichtungen oder Chaträume - werden nach Bedarf gemeinsam mit den Ländern vorangetrieben.
Projekt "HEROES - gegen Unterdrückung im Namen der Ehre"
Ziel des vom Bundesgleichstellungsministerium geförderten Projektvorhabens "HEROES - gegen Unterdrückung im Namen der Ehre" ist es, eine bundesweite Koordinierungsstelle einzurichten, um das Projekt flächendeckend ausbauen und koordinieren zu können.
"HEROES - gegen Unterdrückung im Namen der Ehre" wird als Vorhaben seit zehn Jahren betrieben. Projektstandorte sind Berlin, Leipzig, Duisburg, Offenbach, München, Nürnberg, Augsburg, Schweinfurt, Schleswig, Salzburg, Graz. Das Projekt richtet sich an Jugendliche, die einen geschützten Rahmen suchen, um sich unter anderem mit Themen wie Geschlechterrollen, Sexualität, Menschenrechte und Identität auseinanderzusetzen und die sich für eine gleichberechtigte Gesellschaft engagieren wollen. Dabei werden männliche Jugendliche angesprochen, die in Milieus sozialisiert wurden, in denen tradierte Vorstellungen von Ehre von handlungsleitender Bedeutung sind.
meinTestgelände - das Gendermagazin für Jugendliche
MeinTestgelände ist ein gemeinsames Projekt der BAG Bundesarbeitsgemeinschaft Jungen*arbeit und der BAG Mädchen*politik, das 2013 mit einer Website online ging. Dort können sich junge Menschen einzeln oder in Gruppen zu Geschlechterthemen, Gleichberechtigung, Gerechtigkeit, Beteiligung oder Vielfalt äußern. Zum Konzept gehört, dass Themen und Ausdrucksformen der Texte, Videos, Songs und Bilder vollkommen frei sind, solange niemand verletzt oder beleidigt wird. So ist mit Unterstützung der beiden Bundesarbeitsgemeinschaften ein Onlinemagazin entstanden, das umfassend Auskunft darüber gibt, was junge Menschen zu Geschlechterfragen bewegt - ausschließlich aus ihrer eigenen Perspektive betrachtet. MeinTestgelände ist ein einzigartiges Partizipationskonzept, in dessen Rahmen es umfassend gelingt, Jungen und junge Männer zu beteiligen.
Aktuell finden sich auf meinTestgelände 900 Beiträge zu 90 Geschlechterthemen von 70 Autorinnen und Autoren sowie 30 Redaktionsgruppen. Pro Jahr werden 70.000 Zugriffe registriert.
Um die Inhalte zu verbreiten, wurden sukzessive Social Media Kanäle aufgebaut: auf Facebook, Instagram und Youtube, die eine eigenständige Wirkung entwickeln.
Außerdem wurde eine Fachgruppe geschlechtersensible Pädagogik auf Facebook gegründet, die seit 2014 den direkten Transfer in die geschlechterpädagogische Fachwelt hergestellt. Im Jahr 2021 ging zudem eine neue, gleichnamige Website online, auf der die Beiträge der jungen Menschen fachlich gewürdigt und unterfüttert werden. Zudem wird Stellung zu aktuellen geschlechterpädagogischen Themen bezogen und detailliert vorgestellt, nach welchen fachlichen Prinzipien das gesamte Projekt arbeitet. Im nächsten Schritt wird mit Hochschulen kooperiert, um die Beiträge auf meinTestgelände der Forschung zuzutragen.