Bundesseniorenministerin Lisa Paus hat am 8. Oktober in ihrer Rede am Parlamentarischen Abend des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) eine gemeinsame Kraftanstrengung aller demokratischer Kräfte gefordert, um die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf bedeutend zu verbessern. Sie warb parteiübergreifend für eine umfassende Reform der Familienpflegezeit. Diese müsse, auch vor dem Hintergrund der steigenden Zahl pflegebedürftiger Menschen, spürbare Flexibilisierungen der Freistellungen und finanzielle Verbesserungen für pflegenden Erwerbstätigen beinhalten:
Lisa Paus: "Wir brauchen signifikante Verbesserungen für die schon jetzt über 4 Millionen pflegenden Erwerbstätigen. Die Reform bleibt unser Ziel. Für sie werden wir in den nächsten Monaten weiter den Boden bereiten und einen Gesetzentwurf erarbeiten. Wir werden weiter um Unterstützung werben - auch über Parteigrenzen hinweg. Denn: Dieses Zukunftsvorhaben kann jeden und jede betreffen. Wir brauchen einen überparteilichen Konsens."
Die Veranstaltung anlässlich des 50-jährigen Bestehens des DZA bot zudem Raum für einen Rückblick auf die in der aktuellen Legislaturperiode umgesetzten pflegepolitischen Gesetze. Dabei wurde die immense Bedeutung der häuslichen, informellen Pflege deutlich: Die Folgen der Alterung der Gesellschaft können nicht einfach auf die Millionen von pflegenden Angehörigen abgewälzt werden. Aktuell sind 5 Millionen Menschen pflegebedürftig. Bis zum Jahr 2050 sollen die Zahlen auf 7,5 Millionen steigen.
Pflegende Beschäftigte endlich finanziell unterstützen
Damit Menschen häusliche Pflege und Beruf vereinbaren können, brauche es langfristige politische Antworten, erläuterte Lisa Paus in ihrer Rede. Eine Entgeltersatzleistung wie das Elterngeld könne nach Aussagen der Bundesministerin helfen, Armutsrisiken zu reduzieren, die Rückkehr in den Beruf zu erleichtern sowie die Pflege auf mehrere Schultern zu verteilen:
Lisa Paus: "Wenn Erwerbstätige ihre Arbeitszeit für die Pflege teilweise oder auf null reduzieren - dann brauchen sie finanzielle Unterstützung. Sie brauchen eine zeitlich begrenzte Entgeltersatzleistung. Ähnlich wie dies beim Elterngeld der Fall ist."
Großes Symposium zur Stärkung der häuslichen Pflege im Frühjahr 2025 geplant
Im Frühjahr 2025 sollen detaillierte Reformideen in einem Symposium vorgestellt werden. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, der Fachpraxis, Verbänden und der Wissenschaft werden verschiedene Ideen beleuchten und diskutieren. Ein breiter gesellschaftlicher Austausch ist zentral, um spürbare Verbesserungen umsetzen zu können.
Außerdem wurden Expertinnen und Experten des Fraunhofer Instituts beauftragt, zu untersuchen welche positiven langfristigen Effekte eine neuen Entgeltersatzleistung mit sich bringen würde. Die Ergebnisse, die bis Ende des Jahres erwartet werden, sollen Aufschluss über die Ausrichtung und die finanziellen Grundlagen der Reform geben.