Wegweiser Demenz Medizinische Aspekte bei Demenzerkrankungen

Volltextalternative

[Die Einblendungen "Wegweiser für demenziell Erkrankte und deren Angehörige", "Medizinische Aspekte" und "Beratungsgespräche mit Betroffenen und Angehörigen" erscheinen. Eine ältere Frau ist im Beratungsgespräch mit einem Arzt.]

Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel:

Für die meisten Menschen, die über 60 sind, ist Alzheimer das schlimmste Los, was in ihren Augen passieren könnte.

[Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel sitzt mit einem älteren Paar an einem Tisch.]

Mann:

Ich habe vieles vergessen. Mir ist das gar nicht so aufgefallen. Ich bin in den Keller geschickt worden, was holen, bin hochgekommen und da war, ein Teil hat bestimmt gefehlt.

[Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel spricht zur Kamera.]

Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel:

Besser ist, auf die subjektive, emotionale Ebene zu gehen und Dinge zu fragen wie: Haben Sie die Befürchtungen, dass so etwas sein könnte? Hatten Sie sich da mal Gedanken drüber gemacht? Und in der Regel ist es so, dass die Patienten oder auch die Angehörigen darauf anspringen und sagen, ja. Und deswegen ist A wichtig, das Wort im Erstgespräch in den Mund zu nehmen und B positiv zu motivieren.

[Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel sitzt mit einem älteren Paar an einem Tisch.]

Frau:

Ja.

Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel:

Haben Sie sich mit dem Thema dann mal auseinandergesetzt?

Frau:

Ja, ich habe mich mit dem Thema sehr auseinandergesetzt. Ich habe sehr viel drüber gelesen, nachgelesen im Internet und halt auch geguckt. Und wir haben auch sehr viel gemacht. Wir machen so ein bisschen Gedächtnistraining immer.

[Eine Pflegerin sitzt mit älteren Damen und Herren in einem Stuhlkreis. Sie schaut in ein Buch.]

Pflegerin:

Wir haben schon ein paar ergänzt. Einem geschenkten Gaul -

Alle:

schaut man nicht ins Maul.

[Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel spricht zur Kamera.]

Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel:

Das heißt, die Ressourcen, das was da ist, in den Vordergrund stellen und zu sagen, dafür müssen wir arbeiten und kämpfen. Und dann müssen wir, der Hausarzt, als Wegweiser der weiteren Versorgung, aufzeigen: Welche Hilfsangebote, welche Therapiemöglichkeiten, welche Versorgung gibt es denn?

[Die Einblendung "Gruppenberatung" erscheint. Eine Psychologin sitzt mit älteren Menschen und deren Angehörigen an einem Tisch. Sie unterhalten sich.]
[Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel sitzt mit einem älteren Paar an einem Tisch.]

Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel:

Sie sind ja in so einer Psychotherapiegruppe für Patienten, die so eine leichte Demenz haben und die Partner, Angehörige. Ist das was für Sie?

Frau:

Ja, muss ich sagen. Also es gefällt uns auch sehr gut. Man lernt auch sehr viel, also man hört sehr viel, was man noch nicht wusste. Oder auch wo man sich hinwenden kann, was, was man für Möglichkeiten hat. Auch mal Vergleiche zu haben: Wie geht’s anderen damit? Das sind sehr nette Leute.

Mann:

Wir unterhalten uns miteinander. Und wenn wir rausgehen, dann schwätzen wir auch noch miteinander.

[Ein älterer Herr mit Gehhilfe verlässt das Gruppentherapiezimmer. Die Psychologin verabschiedet sich von den Teilnehmenden.]
[Die Einblendung "Haustiere und Menschen mit Demenz" erscheint. Eine ältere Dame im Rollstuhl streichelt einen Hund, der vor ihr sitzt.]
[Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel spricht zur Kamera.]

Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel:

Wir setzen die tiergestützte Therapie mit Hund sehr gerne ein bei schwer sprachgestörten Demenzpatienten, die dazu neigen, sehr gereizt zu sein, aggressiv sind, abwehrend sind. Hatten wir letztes Mal über ein Haustier gesprochen?

[Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel sitzt mit einem älteren Paar an einem Tisch.

Frau:

Ja, wir hatten Ihnen erzählt, dass unser Hund gestorben ist und dass wir am Überlegen sind, ob wir uns einen neuen holen wollen.

Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel:

Genau, gerade wenn die Sprache schlechter wird, ist das eine tolle Sache. Mit Hund kann man gut ohne Sprache kommunizieren. Dem brauchen Sie nicht, da brauchen Sie keine ausgefeilten Sätze zu sprechen. Mit dem Hund kann man gut sich beschäftigen und verständigen ohne Sprache. Und das ist für Sie gut. Das entspannt Sie auch, da werden Sie etwas lockerer.

[Eine ältere Dame sitzt in einem Sessel. Ein Hund läuft auf sie zu. Sie streichelt den Hund.]
[Die Einblendung "Demenz und Autofahren" erscheint. Ein Auto fährt von einem Parkplatz.]
[Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel spricht zur Kamera.]

Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel:

Wir können das Fahren nicht verbieten, generell nicht. Generell sollte man darüber aufklären, dass bei Alzheimer es schleichend schlechter wird und, dass man an einen Punkt kommt, wo es eben nicht mehr geht. Kurzfristig kann man Kompromisse eingehen.

[Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel spricht zur Angehörigen.]

Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel:

Fahren Sie mit? Sitzen Sie bei ihm?

Frau:

Ja, ja.

Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel:

Und fühlen Sie sich sicher, wenn er fährt?

Frau:

Ja, ja. Ich sage dann nur manchmal, wenn mir was auffällt, dann sage ich es ihm. Also, "fahr ein bisschen weiter rechts" oder so.

Mann:

Aber dann fahre ich immer rechts.

Frau:

Ja. Autobahn fahre ich sowieso. Und auch wenn wir in den Urlaub fahren, fahre ich.

Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel:

Sie können fahren, kurzfristig, aber sich mittelfristig schon überlegen, wie es ohne Auto auch weitergehen kann. Längerfristig werden Sie das nicht mehr gut können. Das hat was mit der Erkrankung zu tun. Und dann wird es zu gefährlich. Eine Möglichkeit ist, in der Situation so einen Fahrtüchtigkeitstest zu machen, damit man selber nochmal eine Sicherheit hat, dass man die Straßenverkehrsordnung gut kennt, dass man sich regelkonform verhält und fahren kann.

[Die Einblendung "Wegweiser Demenz: weitere Informationen: www.wegweiser-demenz.de" erscheint.]